Bruno Walter: „Ich leb’ für Tettnang“ (2024)

Sein Ziel: Bürgermeister bleiben. Seine Kernthemen: Betreuung, Bildung und Entwicklung von Innenstadt und Ortschaften. Sein Herausforderer: Heiko König von der „Nein!-Idee“, der zwar kandidiert, nicht aber Bürgermeister werden will. Die Möglichkeit für Bruno Walter, nicht gewählt zu werden ist deshalb existent, tendiert aber gegen Null.

Seit knapp acht Jahren leitet Bruno Walter die Geschicke Tettnangs . Am 15. März stellt er sich erneut dem Votum der Wähler. Doch wer ist der Mann, der bei Verbänden und Initiativen gern mit dem Spruch „Ich nehm’s mit“ verspricht, sich nicht nur den großen Fragen des lokalen Zeitgeschehens zu widmen? Was steckt hinter der bekannten Person des Stadtoberhaupts, das – nicht nur per E-Mail – permanent offene Ohren auch für die kleineren Wehwehchen der Bürgerschaft hat, dem die Bedeutung des Wörtchens Feierabend verdächtig und 16-Stunden-Tage nur allzu bekannt vorkommen? Kurz: Wer ist dieser Bruno Walter, abseits seiner bekannten Rolle?

Auf jeden Fall eines: eng verwoben mit dem Amt des Bürgermeisters. Und doch bekennt der 51-Jährige, schnell abschalten zu können, wenn sich die Rathaustüre hinter ihm geschlossen hat. Eine Gabe, die unabdingbar ist, für Menschen, deren Freizeit lediglich einen marginalen Teil des Lebens ausmachen.

Walter hilft dabei maßgeblich der Rückzug in seine vier Wände in Torkenweiler, wo er mit seiner Frau Tina und den Kindern Carlos (11) und Sophia (16) wohnt. Unumwunden sagt Walter: „Der Rückhalt ist die Familie. Definitiv.“ Er weiß aber auch: „Familie leidet unter einem Bürgermeister schon.“ Walter: „Wenn man sieht, dass man im Schnitt zwischen 60 und 80 Wochenstunden hat, dann spürt man, dass die Belastung sehr hoch ist, und man spürt auch, dass die Partnerin, die Familie, das mittragen müssen. Das ist schon nicht ganz einfach.“

Wie ist da Entspannung möglich? „Ideal entspannen? Das geschieht unter der Woche im Austausch mit meiner Frau“, sagt Walter, der in seinem Privatleben eines sehr vermisst: den Sport: „Ich spüre, dass Sport ein Filter wäre, bei dem man negativen Stress besser abbauen könnte.“ Dabei hat der leidenschaftliche Fußballer noch im vergangenen Jahr eine Jugendmannschaft in Eschach trainiert. Eine Jugendliebe, die ihn auch heute noch hin und wieder auf den Rasen führt, immer dann, wenn er vertretungsweise in die Rolle des Trainers schlüpft, denn beide Sprösslinge sind in der Fußballjugend aktiv, beide in Eschach. Die Schulbank wird allerdings in Ravensburg gedrückt, „einfach, weil wir glauben, dass das für die Entwicklung der Kinder besser ist, wenn sie als ganz normale Kinder den Unterricht besuchen“, und nicht als Kinder des Bürgermeisters.

Auch Walter selbst wird immer wieder mit der Frage konfrontiert, warum er nicht in Tettnang wohnt. Nervt das? „Ich kann’s ja verstehen.“ Aber: „Ich leb’ für Tettnang.“ Zweimal haben er und seine Familie kurz davor gestanden, umzusiedeln. Zweimal hat es nicht geklappt. Einmal aus familiären, das andere Mal aus organisatorischen Gründen. Dabei sei die Nähe – zehn Minuten von Haus- zu Rathaustüre – durchaus gegeben, er ja die ganze Woche in Tettnang und wenn’s Wetter mitspielt, auch an Wochenenden, gern mit der Familie, gern mit den Fahrrädern. Überhaupt: Radeln ist seine andere große sportliche Leidenschaft, der er nachkommt, wann immer etwas Zeit dafür bleibt. Ein Hobby, das ihn mit seinem Trekkingrad öfter durch heimische Gefilde führt.

Aber auch in der Fasnet ist er heimisch, trägt das Häs des Hopfennarren, aber als gebürtiger Saulgauer auch das der Doraus-Hexen, der Riedhutzeln. „Für mich ist das ein Teil von Heimat.“ Beide Kostüme treffen bei Walter einen Wesenskern, das des Hopfennarren eher einen gediegenen, im „Rhythmus der Musik springenden“, das der Hexe einen „wilden, auf Schabernack gerichteten“. Was kommt ihm näher? „Ich kann schon ziemlich kindsköpfig sein, lach’ gerne und viel. So gesehen hat das Hexenkostüm schon auch seinen Charme“, sagt Walter, ein verschmitztes Lächeln nicht unterdrückend.

Unterdrücken muss Walter indes allzu oft die Liebe zum gedruckten Wort: „Ich würde sehr gerne viel mehr lesen.“ Historische Romane sind seins, Geschichte, insbesondere deutsche Geschichte. „Aber auch die chinesische Kultur finde ich sehr, sehr spannend.“ Das Verständnis der Menschen im asiatischen Bereich, ihr Denken faszinieren ihn. Generell glaubt Walter, dass das Wesen einer Kultur – und das treffe auch auf die Montfortstadt zu – besser verstanden werden kann, wenn man ihre Historie kennt. Dass ihm fernöstliches Gedankengut bei der Wahl helfen kann, glaubt er indes nicht.

Desinteresse oder Unzufriedenheit?

Generell hofft er aber, dass sein Einsatz und auch das bislang Geleistete sich ein Stück weit in der Wahlbeteiligung niederschlagen. Wenn die Wahlbeteiligung niedrig sein sollte, sei das eine „Erfahrung, die man landauf landab beobachten kann“. Die Frage sei dann: Ist es Desinteresse oder Unzufriedenheit? Beide Lesarten seien denkbar. Im Rückblick auf seine erste Wahl im Jahr 2007, bei der die Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang bei etwa 40 Prozent gelegen habe, sagt Walter: „Aus meiner Sicht wäre das schon eine sehr erfreuliche Beteiligung.“ An seiner Politik und auch an seinem Wahlkampf würde die zu erwartende Beteiligung indes nichts ändern. Schön wäre für ihn, wenn Menschen eines Tages sagen: „Unter Herrn Walter hat sich die Stadt positiv verändert.“

Was sich tatsächlich getan hat und was noch kommt, das herauszukehren hätte sicherlich ein Wahlkampf mit Kontrahenten, die in Tettnanger Themen beheimatet sind, nicht geschadet. Das weiß auch der Amtsinhaber: „Man reflektiert sich selbst, weiß, dass nicht alles so gelaufen ist, wie man sich das erhofft hat. Natürlich hätte ein Mitbewerber dazu beitragen können, das eigene Profil zu schärfen, keine Frage.“

Wobei Walter ja einen Mitbewerber für die Kandidatur um den Verwaltungschefsessel hat, wenn auch in Heiko Gold einen, der weder Wahlkampf führen, noch das Bürgermeisteramt tatsächlich bekleiden will. Die verbleibende Zeit will Walter dafür nutzen, nach außen zu tragen, für was er steht. Und das ist knapp zusammengefasst für ihn: „Bildung, Stadtentwicklung und alles gemeinsam.“

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